Die zwölf Rauhnächte
21. / 25.Dezember - 6.JanuarVom 25. Dezember bis zum 6. Januar jeden Jahres gibt es die zwölf sogenannten Rauhnächte. Die zwölf ergibt sich aus den 6 letzten Tagen (Nächten) des Alten
und den 6 ersten des Neuen Jahres. Sie symbolisieren die 12 Sternzeichen, bzw. auch die zwolf kommenden Monate des Neuen Jahres. Alles was uns an einem dieser Tage oder Nächte begegnet, passiert oder auch als Idee einfällt, kann sich im entsprechenden Monat oder aber im Zeitraum des entsprechenden Sternzeichens erfüllen - so steht also der 25.12. und die Nacht vom 25. auf den 26.Dezember für den Januar oder aber für den Steinbockzeitraum des kommenden Jahres - usw.
Doch richtiger beginnen diese magischen Wunder-Nächte bereits am Vorabend zum 21.Dezember - also zur Wintersonnwende, bzw. am St. Thomastag. An diesem Abend muss alles gründlich mit Ritualkräutern durchgeräuchert werden: Haus oder Wohnung,
früher auch Ställe und Felder. Damit vertreibt man böse Geister, damit sie nicht die nahende 'heilige Zeit' stören. Hat man Kinder, muss der Vater sie an diesem Abend immer im Auge behalten, sie könnten sonst von Geistern entführt oder verwirrt werden.
Diese 'Thomasnacht' (Nacht vom 21. zum 22.12.) ist die beste Zeit, den Mann oder die Frau fürs Leben zu 'orakeln'. So kann man z.B. verschiedene Männer- oder Frauennamen auf einzelne Zettel schreiben, falten und sie unter das Kopfkissen legen. Es gibt auch die
Möglichkeit ein oder zwei leere Zettel mit unterzumischen. Am Morgen des 22.12. (nach dem Aufwachen) zieht man dann einen Zettel und der Name darauf steht für die Person, mit der man im Neuen Jahr eine Liebesbeziehung haben wird. Ist der gezogene Zettel leer, so kommt ein ganz Unbekannter auf einen zu. Oder man legt sich verkehrt herum ins Bett, bittet die guten Geister oder am besten gleich
den Hl. Thomas um Hilfe und kann dann, wenn man Glück hat, den neuen Geliebten im Traum sehen.
Die Rauhnächte existieren in der Überlieferung und im heimischen Brauchtum seit langer Zeit und kommen aus germanischer Tradition. Sie werden als smbolische Tage des Übergangs - wie z.B. vom Leben zum Tod und umgekehrt (Neu- und Wiedergeburt) gesehen - also auch als eine Art Zeit der Sühne, der Auf- oder Abrechnung über die Taten des vergangenen Jahres (Lebens). An diesen Tagen soll man sich
besinnen und wenn nötig läutern, aber auf jeden Fall eine Neubestimmung oder weiterführende Pläne für das neue Jahr (Leben) finden.
Natürlich ist vor allem auch die Nacht vom 24. auf den 25.12. besonders heilig und bedeutungsschwer. So können in dieser Nacht die Tiere zu uns sprechen. Und: In dieser Nacht sind Rituale und Orakel, die mit Glück und Geld zu tun haben, besonders sinnvoll. Man sollte alle
Schlüssel und Schlösser in der Wohnung blitzblank putzen und vielleicht ein Münzorakel machen. Die Nacht vom 31.12. zum 1.1 hat die stärkste Wahrsagewirkung - und auch sie hat (so wie die Thomasnacht) mit Liebe, Ehe, Familie zu tun. Die Nacht vom 5. zum 6.1. ist dann besonders wichtig, um Überflüssiges, unnötig Altes oder Belastendes aus dem vergangenen Jahr endgültig abzuwerfen.
Daher soll man auch spätestens am 6. Januar jede Weihnachtsdekoration, den Christbaum usw. entsorgen. Die bösen Geister der Vergangenheit kann man in dieser Nacht gut vertreiben und gleichzeitig gute Kräfte für das Neue Jahr beschwören. In dieser letzten Rauhnacht soll man eine Zeitlang alle Fenster öffnen, die bösen Geister hinaus schicken und die guten herein bitten.
Mehr über magische Tage und Nächte unter Mondphasen ->
Eine andere Erklärung für die 12 Rauhnächte ist die unterschiedliche Dauer von Mond- und Sonnenjahr. Das Mondjahr hat nur 354 Tage. Die fehlenden 12 Tage zum Sonnenjahr sind somit verlorene und dadurch magische, geheimnisvolle Tage und Nächte.
Die Märchen-, bzw. Sagengestalt der Frau Holle ist Schutzpatronin dieser Tage. Sie mag es nicht, wenn jemand faul oder unnütz in den Tag hinein lebt, sie ist sehr
streng und achtet darauf, dass jeder seiner Bestimmung gemäss lebt und sich entwickelt.
Sie wirkt hier wie eine Richterin über Gut und Böse und wie die Hüterin über die Anlagen der Menschen: Dass Talente genutzt werden und schlechte Angewohnheiten möglichst abgelegt. Deshalb ist es in
der Zeit der Rauhnächte besonders wichtig, alles in der Wohnung und an sich selbst rein und sauber zu halten.
Man soll auch keine Wäsche waschen oder aufhängen, denn sonst gibt es eine Leiche; man soll nicht verreisen, nicht backen, nicht schwer arbeiten, nicht fegen, kein Rad drehen und nicht spinnen, das sieht Frau Holle nicht gerne. Ebenso sollte man auf Hülsenfrüchte verzichten. Alle diese Dinge müssen am Vortag der Wintersonnenwende erledigt werden. An diesem Vortag wird die Wohnung gründlich gereinigt. Danach soll man sich neue Kleidung zulegen. Denn nur in diesen zwölf Tagen erlaubt Frau Holle, dass man sich ausruht und ganz auf sein Inneres und Wesentliches besinnt. Sie schätzt es auch durchaus, wenn man ihr kleine Geschenke oder Aufmerksamkeiten macht. Besonders gern hat sie Brot, Kuchen, Gebäck und Mohn.
Vielleicht erweist sie sich dann im kommenden Jahr gnädig und erfüllt so manchen tief ersehnten Wunsch. Die ursprüngliche germanische Göttin hierzu ist Holda oder Hel, in der griechischen Mythologie entspricht sie Hekate (der Göttin der Unter- oder Zwischenwelt). Ihr zur Seite steht Odin-Wodan - beide führen die 'wilde Jagd' der Hexen an, die in diesen Nächten auf ihren Besen durch die Lüfte reiten. Daher ist es in manchen Gegenden noch heute Tradition, in dieser Zeit neue Besen anzufertigen oder zu besorgen. Im Alpenraum entspricht Frau Holle, Holda oder Hel auch der Wintergöttin Berchta (Perchta) - davon kommen die Perchtenumzüge in der Schweiz. Sie finden vor allem in der letzten Rauhnacht (vom 5. auf den 6.Januar) statt.
Wer das Märchen von Frau Holle nachlesen möchte ->
Die Bezeichnung Rauhnächte kommt von rauh (wie wild), von Rauch oder Räuchern und von pelzig - damit ist das Aussehen der bösen Geister gemeint. Man nimmt an, dass diese Tage früher 'Rauchnächte' hießen. In all diesen Nächten sind die Geister besonders aktiv und tapfere Menschen ziehen hinaus, um die bösen von ihnen zu vertreiben (was wieder ein Symbol für die eigene 'böse' , bzw. unpassende oder falsche Ausrichtung ist).
Zu Hause wurden früher diese Dämonen richtiggehend ausgeräuchert - also mit Räucherwerk, magischen Handlungen, Brandopfern oder kleinen Feuern im Garten. Aber auch später passten diese mystisch-magischen Tage ins Bild, denn zur Weihnachtszeit sollen nur gute Geister um uns herum sein und wirken.In diesen Nächten ist alles besonders wirkungsvoll, was mit Zauberei, Orakeln, Kartenlegen und vor allem mit unseren Träumen zu tun hat. So soll man in dieser Zeit möglichst oft diese Rituale, Befragungen und ähnliches ausüben.
Aber vor allem soll man sich jeden Traum dieser Nächte gut merken und am besten aufschreiben, denn viele dieser Träume werden wahr, enthalten eine wichtige Botschaft oder geben bildhaft eine Antwort auf ein schwieriges Problem.